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Nov 12

Mit einem lachenden und drei weinenden Augen

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Hmm, das wären wohl vier Augen… Aber ich hab ja ne Brille, das geht also in Ordnung…

Dieses Wochenende ist unsere langjährige Deadlands Kampagne zu Ende gegangen. Mindestens vorerst, da wir uns erstmal was Anderem zuwenden wollen (Rippers z.B., also bleiben wir Savage Worlds erhalten).

Ein gutes Dutzend Jahre haben wir damit verbracht, mal mehr, mal weniger intensiv. Viele Spieler und noch mehr Helden kamen und gingen, wobei die wenigen Tode zwar deadlands-untypisch sind (angeblich machen wirs ja falsch, weil nicht andauernd Helden ins Gras bissen) aber dafür umso epischer.

 

Womit ich beim lachenden Auge wäre – wir dürfen stolz auf uns sein, das alles so lange durchgezogen zu haben und am Ball geblieben zu sein, und ich möchte die vielen coolen Erinnerungen nicht missen. Vielen Dank an meine Gruppe, eine bessere Posse wird man nicht finden.

Aber bevor ich die positiven Dinge in voller Breite ausrolle (ja das haben sie verdient), gibt es eben auch ein paar Negativpunkte, die ich mir von der Seele tippen muss.

 

Erstes weinendes Auge – Deadlands ist vorüber, der langjährige Anführer der Posse, Lt Colonel Huckston Jeremiah Huckston, will nicht mehr. Und ihm folgen konsequent die Wünsche der anderen Spieler, erstmal die Toten Lande hinter sich zu lassen. Ich kann’s verstehen, Jeremiah war der einzige der von Anfang bis Ende dabei war, stets in der „Führungsverantwortung“, und hat den Ruhestand in Austin oder New Orleans hoch verdient. Und dasselbe System, aber Tonnen an Metawissen ausblenden müssen, das wäre vielleicht wirklich eine zu knifflige Hürde für einen Neubeginn. Schade ist es trotzdem, denn, wie ich der Gruppe immer versichert habe – Stoff wäre da für weitere Jahrzehnte…

 

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Zweites weinendes Auge – wir sind womöglich „too old to rock“. Vielleicht war dies die letzte Live-Sitzung bis zur Rente, wer weiss. Zuviel Hindernisse stehen unseren eh schon seltenen Terminen in den letzten Jahren im Wege, private Hürden der Familienväter, lange Anreisen weil in alle Welt verstreut, und natürlich Terminkonflikte, die sich auch durch frühzeitige Planung nicht vollständig ausräumen lassen. Nicht mal für diesen Höhepunkt haben wir’s geschafft vollzählig und ohne späteres Bereuen da zu sein. Vielleicht muss man mit Ende dreissig einfach sagen – seien wir froh um die Zeit die wir (live) hatten, winken wir doch in die Webcam…

 

 

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Drittes und dickstes weinendes Auge – wir haben bei diesem Showdown rollenspielerisch ziemlich versagt. Klar war ich als Meister gut vorbereitet, aber für diesen Showdown wohl einfach nicht gut genug. Grimme auch wirklich auszuspielen und vor allem greifbar zu machen – völlige Fehlanzeige. Nicht mal taktisch klug gekämpft und alle Mittel eingesetzt (oder welche aus dem Hut improvisiert), sondern stattdessen alles recht nach Schema F durchgezogen. Eines solchen Kampagnenabschlusses einfach nicht würdig.

Genug Selbstgeisselung des Meisters, auch die Gruppe hat versagt. Oben erwähnter Führungscharakter ging unter und seine Führungsstärke war nur in Boni greifbar, aber nicht in Aktionen oder Koordination des Kampfablaufs.

Vielleicht lud ja die Grösse der Battlemap dazu ein, sich zu zerstreuen, aber natürlich hätte man sich absprechen RPdeNov13 015dürfen, ja müssen. So kämpfte jeder für sich selbst, nutzte seine Möglichkeiten nur zum eigenen Vorwärtskommen, eine Gruppe war das nicht, die da agierte. Rollenspielerisch herausragende Aktionen auch hier Fehlanzeige, vielleicht sind wir einfach nicht „der Typ“ dazu, aber hier ist mein Rückblick doch arg dadurch getrübt.

Wie gesagt in allererster Linie durch mein eigenens Versagen – nein ich tu mir nicht leid, ich finds wirklich einfach schade, denn Grimme – und auch seine wahnsinnigen Schergen – hätten so unendlich viel „präsenter“ sein müssen, und auch bedrohlich und unberechenbar bis zum Schluss, aber hätte hätte…

 

Nicht lange hadern, und wenn schon zurückblicken, dann lieber in Freude.

Es war eine geile Zeit in den Deadlands.

Angefangen mit ersten unbedarften Verwicklungen in die Eisenbahnerkriege, bald schon mit einem ominösen Mann in Schwarz konfrontiert, schliesslich in immer längeren Teilkampagnen grösseren Zielen auf der Spur. Das Heart of Darkness und Stone jagen, quer durch Louisiana nach New Orleans reisen (mit Skinners auf dem Schaufelraddampfer, verdrehten Indianern in Ruinen und blutenden Voodoo-Bäumen die das Feierabendbier vergiften unterwegs), dort Baron Simone LaCroix ein brennendes Ende bereiten, schliesslich auf nach Tombstone, wo die Herde des Teufels die Posse inmitten der Stadt stellte, und zu guter Letzt einen Haufen Abenteuer rund um Gommorrah und Kalifornien, welche in der Flood Kampagne gipfelten…

Gerade die Flood Kampagne war ein Highlight, schon vor der Suche nach den Glyphen, aber auch jeder dieser Teilsiege war hart erkämpft. Manche Höhlenerkundung, die Wanderung durch die Ewigen Jagdgründe oder auch nur diverse Begegnungen mit Verrückten Wissenschaftlern, mir wird so vieles in guter Erinnerung bleiben. Und zwar sowohl die vielen heldenhaften Aktionen (im Maul des Drachen) als auch die herrliche Interaktion der Helden untereinander. Angefangen beim Kampf der loah-besessenen Katrina gegen den erzürnten Laurentius inmitten eines Geistersteinbomben-abwurfs – über endlose Zwistigkeiten zwischen Walter und Jeremiah und Marotten Walters und Wandas bis hin zur greifbaren Hoffnungslosigkeit der ganzen Gruppe als Huckston gestorben zu sein schien. Ich ziehe meinen Hut und ganz leise den Vorhang.

Danke an (alphabetisch) :

Carsten

Diana

Dirk

Elroy McGinty

Estrella …

Ingo

Huckston, Jeremiah Huckston

Julia

Katrina

Bruder Laurentius

Nathaniel Blackthorne

Oliver

Peter

Peter McGraw

Skyles Freeman

Theodora …

Thorsten

Ting M’Taha

Walter (just Walter)

Wanda Joyce

(Tante Edith: Hatte glatt zwei Helden vergessen, pardon)

3 Kommentare

  1. Theodora

    Ich lass die Analyse des Abends hier mal Analyse sein, und erlaube auch mir, ein wenig emotional zu werden. Ich bitte schon im Vorhinein um Vergebung. 😉

    Nur kurz so viel: Jeder von uns hätte sicherlich das eine oder andere besser machen und ausspielen/gestalten können. Finale Showdowns sind immer eine heikle Sache, da extra große Erwartungen in sie gesetzt werden. Fragt sich, ob man dem überhaupt gerecht werden kann. Insbesondere, wenn das Leben dazwischenkommt mit allem, was es so mit sich bringt: Müdigkeit, Stress, Ablenkungen … Über nicht erfüllte Erwartungen darf man gerne sinnieren, philosophieren, diskutieren. Aber ich finde, man sollte sich nicht zu sehr damit aufhalten oder sich gar selbst deswegen in Frage stellen.

    Was mir von der Runde in Erinnerung bleibt, sind sehr viele extrem schicke und lustige Momente – auch wenn ich erst so spät dazugestoßen bin. Mehr als ich mir anfangs zu erwarten erlaubt habe. Und somit ist dies genau der richtige Zeitpunkt, einfach mal ein riesiges Dankeschön in die Runde zu werfen. Ich habe mich vom ersten Moment an willkommen und wohl gefühlt. Und das empfinde ich nicht als selbstverständlich, da ich schnell mal „fremdel“. Keine Ahnung, wie es euch mit mir erging, aber ich musste mich gelegentlich daran erinnern, dass ich euch noch nicht seit Ewigkeiten kenne.

    Und so lautet mein Fazit: Trotz einer Spielwelt, die ich sehr liebe, einer (Gruppen)sinnstiftenden, spannenden Kampagne, tollen epischen, lustigen, gruseligen Spielmomenten, finde ich eines noch salutwürdiger, und das seid ihr alle zusammen. Danke also!

    P.S.: Ich freue mich auf weitere tollen epischen, lustigen, gruseligen Spielmomente und sehe keinen Grund, warum die nicht auch bei Ripper’s (oder was auch immer) auf uns warten sollten. Nachdem die „end of campaign depression“ sich erst mal gelüftet hat … 😉

  2. J.

    Letzte Livesitzung bis zur Rente….wir sollten es arrangieren dass wir in ca. 30 Jahren von unseren „Lieben“ alle in dasselbe Seniorenheim abgeschoben werden. Dort haben wir dann endlich mal genug Zeit und Muße um eine ordentliche Livesitzungs-Kampagne durchzuspielen. Dann bin ich vermutlich auch wieder bereits für Deadlands 🙂

    Ok, also Kritik angenommen. Ich habe zum Showdown nicht geführt. Und da liegt auch ein Teil des Problems: Der Huckston in mir wollte nicht mehr führen. Unsere Gruppe war nur noch eine notdürftigst zusammengekittete Interessengemeinschaft, die sich am Ende auch genau wie eine solche Verhalten hat und sich vermutlich ohne große Abschiedsszenen in alle Winde verstreuen wird (vielleicht bis auf das noch etwas stärkere Band zwischen Laurentius und mir). Verluste hätten wir hingenommen und vermutlich nicht einmal mehr groß bedauert.

    Und wie Theo schon treffend bemerkte, der große Finals-Showdown erfüllt selten die Erwartungen. Das konnten wir mal wesentlich besser, erinnern wir uns an Los Diablos oder auch LaCroix (die ich beide auch als wesentlich fordernder in Erinnerung habe). Der Showdown war der Spiegel einer letztlich kampftechnisch überpowerten (weil zu lange lebenden?) aber mental ausgepowerten Gruppe. Wie die Besetzung einer Serie die halt eine Staffel zu lange gedauert hat. Sie es drum: Ich bin dennoch stolz darauf, dass wir trotz aller Widrigkeiten eine Mega-Kampagne durchgespielt und letztlich auch gelandet haben, was wahrlich nicht zuletzt dein Verdienst ist Guido. Daher nochmal ein spezieller Dank an dich, aber natürlich auch an die Spieler von Wanda, Theo, Laurentius und Walter für viele unvergessliche Momente.

    Und zur Zukunft? Ich kann nicht wirklich behaupten dass ich freudig auf eine pure Online-Zeit blicke. Aber ich hänge eigentlich sehr an dieser Posse (mehr als am Thema Rollenspiel selbst, fürchte ich) und ich denke ich werde alles mitmachen was sie am Leben erhält. Aber: Ich bin nicht nur Huckston- sondern auch Deadlands-müde und würde es schon sehr begrüßen wenn wir einen sauberen Neuanfang machen. Rippers, wir kommen!

  3. Carsten

    Hallo auch und nach langer Zeit von mir…
    Ich kann nur sagen: wir haben vielleicht eine Situation nicht so recht hinbekommen (auch, wenn wir sie am Ende doch wieder alle weggeblasen haben), aber das ist nur das Ende vom Lied. Im Fußball würde man sagen: Ja und? Wir sind Weltmeister, nur das zählt. Rollenspielerisch haben wir einige Male das 6:0 hinbekommen, und das waren dann auch die ersehnten Glanzleistungen dabei.
    Jeder Posse hat mal einen schlechten Tag, und das war dann vielleicht unserer.
    Ich musste mich ja leider um des Familienfriedens Willen erstmal verabschieden, aber wenn ihr so lange durchhaltet, habe ich fest vor, bald mal wieder mit von der Partie zu sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie langweilig eure Runden sein müssen ohne ein paar ordentliche „7.See“-Aktionen…
    Also bis dann, mit einem zünftigen:
    „DEATH TO ALL EVIL“
    Skyles Freeman
    eine mir entfallene Ordensschwester
    Ting M’Taha
    Bruder Laurentius

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